Die Rucksack-Atombombe

Die Rucksack-Atombombe

Das Fallschirmjäger und Spezialkräfte mit Sprunggepäck oder sogar externen Lasten abspringen, ist nichts ungewöhnliches. Der Freifaller auf dem Bild hat allerdings kein gewöhnliches Gepäck zwischen den Beinen, sondern einen 23 kg schweren Atomsprengkopf.

Diese SADM (Special Atomic Demolition Munitions) genannten Atomwaffen wurden während des Kalten Krieges in den 60er Jahren entwickelt und konnten von einem einzelnen Mann getragen werden. Die geringe Größe hätte einen relativ flexiblen und unerkannten Einsatz hinter feindlichen Linien ermöglicht, um Infrastruktur wie Häfen, Fabriken und Kraftwerke zu zerstören. Mit größere Versionen sollten Geländeabschnitte an der innerdeutschen Grenze gesperrt werden, um den zahlenmäßig überlegenen Feinden der Sowjetunion das Vorgehen zu erschweren.
Die auf dem Bild gezeigte W54 Bombe hatte eine Sprengkraft von etwa 1kt (Hiroshima Bombe: etwa 15kt) und sollte von einem 2-Mann-Team verbracht werden. Dafür wählte man durch ein spezielles Testverfahren Mitglieder der Green Berets aus, welche in sogenannten „Green Light Teams“ zusammengefasst wurden. Der erste Mann würde mit dem Sprengkopf abspringen bzw. per Wasser anlanden. Der zweite Mann diente zur Unterstützung während des Scharfmachens der Bombe. Anders als bei vielen anderen Atomsprengköpfen galt hier eine Ausnahme: Für den Fall, dass einer der Soldaten ausfiel, konnte die W54 auch von nur einem Soldaten alleine gezündet werden, die sogenannte „Two-Man Rule“ galt nicht.

Sobald die Zeitschaltuhr gesetzt wurde bzw. die Bombe bereit war, per Draht gezündet zu werden, sollten die Soldaten ausweichen. In der Realität hätte die Bombe aber nicht tief genug vergraben werden können und die Zeit bzw. Entfernung niemals ausgereicht, um eine Eigengefährdung auszuschließen. Der Draht zur Zündung war in den frühen Versionen gerade einmal 100m lang. Außerdem hätte die Bombe bis zur Detonation von den Green Light Teams gesichert werden müssen.
Somit hätten sich die Soldaten sowieso im Sprengradius befunden und die volle Wirkung des Fallouts abbekommen. Es war eine Kamikazemission, die Gott sei Dank nie scharf ausgeführt werden musste. Nach heftiger Kritik - insbesondere aus Deutschland - wurden die letzten 300 SADMs in den 80ern aus Europa abgezogen und entwaffnet.
 
 
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